Horst Schreiber Bücher






Endzeit
Krieg und Alltag in Tirol 1945
Horst Schreiber entwirft ein neues, überaus facettenreiches Bild der Endzeit nationalsozialistischer Herrschaft in Tirol. Der Autor beschreibt die Attraktivität und das Grauen des Krieges, Leid und Trauer an der Heimatfront sowie das Kriegsende in den Bezirken und die Befreiung Innsbrucks. Als der Mythos von Hitler verblasst war, regierte das Regime nur noch mit Terror gegen die eigene Bevölkerung. Das Buch untersucht den Blick der Einheimischen auf die US-amerikanischen und französischen Besatzer, auf Tirolerinnen mit intimen Beziehungen zu den ausländischen Befreiern, auf Flüchtlinge und Vertriebene, denen man vorwarf, was man selbst tat: Plündern. Horst Schreiber legt die Erfahrungen unzähliger Menschen offen. Sie zeigen, wie unterschiedlich Verfolgte und Befreite, Täter und Beteiligte, Soldaten und Kriegsgefangene, Frauen und Kinder das Ende des Nationalsozialismus und die Zeit nach dem Krieg erlebten.
1944 bauten die Nationalsozialisten zwei Kilometer im Inneren des Bergwerks der Stadt Schwaz eine Fabrik. Ausländische Zwangsarbeiter fertigten in dieser Messerschmitthalle Teile des Düsenjägers Me 262. In eines der Schwazer Zwangsarbeiterlager sperrte die französische Militärregierung ehemalige Nazis ein. Sie nannte das Lager „Oradour“, nach jenem Ort, wo die SS Hunderte ermordet hatte. 1948 bevölkerten Vertriebene und Geflüchtete das Lager, ab Herbst 1954 randständige, wohnungslose und armutsbetroffene Menschen. Aus „Oradour“ wurde St. Margarethen, aus dem Flüchtlingslager die Märzensiedlung: ein Schandfleck vor den Toren der Kulturstadt Schwaz. 1988 entfernte ihn die Gemeinde – 44 Jahre nach dem Erstbezug des Lagers in der NS-Zeit. Die Lager stehen nicht mehr, die Erinnerungen verblassen, die Erzählungen stocken, was bleibt, sind Gerüchte. Das Buch von Horst Schreiber stärkt das Gedächtnis und ermutigt zu sprechen. Nicht nur über die Nazizeit.
Alles in Ordnung
Gaismair-Jahrbuch 2024
Im Aufwind
Gaismair-Jahrbuch 2023
"Liebesverbrechen", Zwangsarbeit und Massenmord
NS-Täter und Opfer in Tirol, Polen und der Sowjetunion
Horst Schreiber analysiert in vier Beiträgen über Opfer und Täter die terroristische Seite des Nationalsozialismus und ihre Aufarbeitung nach 1945. Der Tiroler SS-Oberscharführer Josef Schwammberger leitete drei Lager in Polen. Er war sadistischer Exzesstäter, Massenmörder und Akteur des Holocaust. 1948 gelang ihm die Flucht aus dem Entnazifizierungslager „Oradour“ in Schwaz nach Argentinien. 1990 konnte er in Stuttgart vor Gericht gestellt werden. Franz Hausberger, Bürgermeister von Mayrhofen 1968–1982, war Mitglied der 1. SS-Infanterie-Brigade, die in der Ukraine und Belarus tausende Jüdinnen und Juden erschoss. 1984 geriet eine touristische Werbefahrt von Hausberger und dem „Mayrhofner Trio“ nach Miami Beach zum Fiasko, als seine Zugehörigkeit zur 1. SS-Infanterie-Brigade aufflog. 1940 erhängte die Gestapo in Kirchbichl zwei polnische Arbeiter der TIWAG wegen verbotener Beziehungen. Die einheimischen Frauen deportierte sie in die KZ Ravensbrück und Auschwitz. Die Abläufe in Kirchbichl waren im Gau Tirol-Vorarlberg das Modell für weitere Exekutionen wegen „Liebesverbrechen“. Daher dokumentierte die Gestapo die Morde fotografisch. Acht russische und ukrainische Zwangsarbeiter wurden 1944 im Arbeitserziehungslager Reichenau erhängt. Sie hatten nach ihrer Flucht Widerstand organisiert und waren im Arzler Wald bei Imst in eine tödliche Auseinandersetzung mit Einheimischen geraten.
Gedächtnislandschaft Tirol
Zeichen der Erinnerung an Widerstand, Verfolgung und Befreiung 1938–1945
DAS STANDARDWERK ÜBER DIE DENKMÄLER ZUM NATIONALSOZIALISMUS IN TIROL Dieses UMFASSEND BEBILDERTE STANDARDWERK dokumentiert mehr als 200 ERINNERUNGSZEICHEN zu WIDERSTAND UND VERFOLGUNG IM NATIONALSOZIALISMUS und zur BEFREIUNG VON DER NS-DIKTATUR in 53 TIROLER GEMEINDEN. Es rekonstruiert die Schicksale jener Menschen, die auf diesen Gedenkzeichen genannt werden, und analysiert die ENTWICKLUNG DER ERINNERUNGSKULTUR in der Zweiten Republik am Beispiel Tirols. Der Autor geht den Fragen nach, wer die dominanten PERSÖNLICHKEITEN in der Tiroler Gedächtnislandschaft sind, in welchem Ausmaß FRAUEN repräsentiert werden, welche FORMENSPRACHE die Erinnerungskultur prägt, wie das Gedenken in den Bezirken zu charakterisieren ist und welche zeitlichen Phasen bei den Zeichensetzungen zu unterscheiden sind. Es wird zudem thematisiert, welche Veränderungen das KULTURELLE GEDÄCHTNIS IN TIROL erfahren hat, nicht zuletzt im Vergleich zur österreichweiten Entwicklung, die ihrerseits seit den 1990er Jahren zunehmend in einen europäischen Rahmen eingebettet ist. Die Leserinnen und Leser erfahren, welche OPFERGRUPPEN das Gedenken bestimmen und welche immer noch vergessen bleiben.

