Niccolò Machiavelli
3. Mai 1469 – 21. Juni 1527
Niccolò di Bernardo dei Machiavelli [nikːoˈlo makjaˈvɛlːi] (* 3. Mai 1469 in Florenz, Republik Florenz; † 21. Juni 1527 ebenda) war ein italienischer Philosoph, Diplomat, Chronist, Schriftsteller und Dichter.
Vor allem aufgrund seiner beiden Werke Il Principe (Der Fürst) und I Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio (Discorsi) gilt er als einer der bedeutendsten Staatsphilosophen der Neuzeit. Machiavelli ging es in seinen Werken darum, Macht analytisch zu untersuchen und die Differenz zwischen dem, was sein soll, und dem, was ist, festzustellen. Er orientierte sich in seiner Analyse an dem, was er für empirisch feststellbar hielt. Der Fürst spielte eine wesentliche Rolle in den Debatten um den Machiavellismus. Der später geprägte Begriff Machiavellismus wird oft als abwertende Beschreibung eines Verhaltens gebraucht, das zwar raffiniert, aber ohne ethische Einflüsse von Moral und Sittlichkeit die eigene Macht und das eigene Wohl als Ziel sieht. Das für Machiavelli selbst sehr wichtige Werk Dell'arte della guerra (Über die Kriegskunst) wird dagegen weniger rezipiert. Niccolò Machiavelli entstammte einer angesehenen, jedoch verarmten Familie. Er wuchs zusammen mit drei Geschwistern Primavera, Margherita und Totto Machiavelli bei seinen Eltern Bernardo di Niccolò Machiavelli und dessen Frau Bartolomea di Stefano Nelli im Florentiner Stadtviertel Santo Spirito südlich des Arno auf. Über seine Mutter ist nur bekannt, dass sie belesen war und kleinere Schriften verfasste. Der Vater arbeitete hauptsächlich als Anwalt, war aber in dem Beruf erfolglos und verarmte. Der Vater unterhielt mit seinem geringen Gehalt eine kleine Bibliothek und ermöglichte seinem Sohn Niccolò eine umfassende humanistische Bildung. So lernte Machiavelli schon früh autodidaktisch die Werke antiker Klassiker kennen, unter anderem die Werke von Aristoteles, Boethius, Cicero (De officiis) und Claudius Ptolemäus. Er wurde von Privatlehrern in den Sieben Freien Künsten unterwiesen und lernte Grammatik und Latein früher als heute üblich.Zu Machiavellis Zeit war die Schreibweise seines Namens noch nicht festgelegt. Er selbst verwendete beim Unterschreiben seiner Briefe verschiedene Schreibweisen wie Niccolò, Nicolò, Nicholò und Machiavelli, Macchiavelli, Machiavegli, Macchiavegli. Machiavellis Biograph Volker Reinhardt schreibt, dass er unter der Herrschaft der Medici eine tiefe Abneigung gegen diese mächtige Familie und deren politische Manipulationen entwickelte. Er erkannte früh das Wesen der politischen Macht als „Ringen von Interessen und sozialen Schichten“.Der Dominikanische Bußprediger Girolamo Savonarola errang 1494 die Herrschaft in Florenz, Piero di Lorenzo de’ Medici wurde vertrieben. Am 23. Mai 1498 wurde Savonarola als Ketzer verbrannt. Durch die anschließenden „Säuberungen“ wurde Machiavellis neue Stelle frei, was ihn gleich mit der harten Seite der Politik vertraut machte. Man wählte ihn am 15. Juni 1498 unter vier Bewerbern zum Staatssekretär der Zweiten Kanzlei des Rats der „Dieci di pace e di libertà“ (Rat der Zehn, wörtlich: „Zehn von Frieden und Freiheit“) der Republik Florenz; er war bis 1512 als solcher für die Außen- und Verteidigungspolitik zuständig. Diese Wahl – für Maurizio Viroli aus dem Nichts – war für Volker Reinhardt im Rückblick überraschend, da Machiavelli zuvor in öffentlichen Dokumenten nicht nachweisbar ist und gegen die starke Konkurrenz eines Professors für Beredsamkeit und zweier studierter Juristen zu bestehen hatte. Am 19. Juni bestätigte der Große Rat von Florenz seine Ernennung. Reinhardt vermutet, dass er „gewichtige Fürsprecher“ haben musste, da die Strukturen der Politik von familiären Netzwerken geprägt waren. Maurizio Viroli benennt einige dieser Fürsprecher; Machiavelli wurde offenbar deshalb Zweiter Kanzler, weil er weder den vertriebenen Medici noch Savonarola nahestand. Viroli weist darauf hin, dass Machiavelli von Ricciardo Becchi, dem florentinischen Botschafter in Rom, den Auftrag erhalten hatte, eine Predigt Savonarolas am 1. und 2. März 1498 in San Marco zu besuchen. Machiavelli schrieb am 9. März einen Brief an Becchi, in dem Savonarola nicht gut wegkam. Außerdem wurde Machiavelli nach Viroli vom Ersten Kanzler, Marcello Virgilio Adriani, unterstützt.Im Mai 1500 wurde Niccolò Machiavelli durch den Tod seines Vaters Bernardo Oberhaupt seines Familienzweiges. Im Sommer 1501 heiratete er Marietta Corsini, wie damals üblich nach sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten. Mit ihr hatte er fünf Söhne und eine Tochter. Einer der Söhne seiner Tochter Bartolommea ordnete und veröffentlichte seinen Nachlass. Machiavellis erste Dienstreise führte ihn nach Piombino zu Jacopo IV. Appiano und hatte mit dem Kampf um Pisa zu tun. Seine nächste Reise im Juli 1499 ging nach Forlì, wo er mit Caterina Sforza über militärische Unterstützungszahlungen Florenz’ (für Condottiere) verhandelte. In seiner gesamten Amtszeit bis 1512 wurde er während seiner Abwesenheiten vom Büroleiter (coadiutore) Biagio Buonaccorsi über das Geschehen in Italien und über den „aktuellen Kanzleiklatsch“ unterrichtet.Im Sommer 1499 setzte Florenz im Kampf um Pisa auf französische Hilfe, die aber auch keinen Erfolg brachte. Deshalb wurde Machiavelli unter der Führung von Luca degli Albizzi dorthin geschickt. Aber Pisa wurde wieder nicht erobert. Daraufhin wurde Machiavelli unter der Führung des Patriziers Francesco della Casa im Juli 1500 zum französischen Hof geschickt, um darüber mit Ludwig XII. zu verhandeln. Den wegen der grassierenden Pest von Schloss zu Schloss reisenden König trafen sie am 26. Juli in Lyon an. Machiavelli kam durch die Verhandlungen zum Schluss, dass man sich auf Ludwig XII. nicht verlassen konnte, da er „gierig, käuflich, verräterisch [und] opportunistisch“ sei. Laut Reinhardt lernte Machiavelli aus dieser Reise, dass Menschen, je näher sie der Macht kamen, desto stärker von Ehrgeiz (avarizia) beherrscht würden, gerade wenn man alles erreicht habe und nichts mehr zu gewinnen sei. Das habe Machiavelli auf Florenz übertragen: „Mit Wankelmut und Nachgiebigkeit erreichte man gar nichts.“ Am 14. Januar 1501 traf Machiavelli wieder in Florenz ein. Cesare Borgia, der Sohn des Papstes Alexander VI., eroberte 1501 Piombino; am 4. Juni begann Arezzo einen Aufstand gegen die Florentiner Herrschaft. Andere Orte folgten der Rebellion, in die Cesare Borgia wahrscheinlich verwickelt war. Um Näheres über ihn zu erfahren, schickte man Francesco Soderini, Bischof von Volterra, und Machiavelli am 22. Juni 1502 nach Urbino. Dort beschäftigte sich Machiavelli intensiv mit Cesare Borgia, der ihn später zu seinem Hauptwerk Der Fürst anregte. Nach gut drei Wochen trennte man sich ohne Vertragsabschluss. Nach der Rückkehr wurde Piero Soderini, der Bruder Francescos, zum Florentiner Staatsoberhaupt auf Lebenszeit gewählt. Im Oktober 1502 sprach Machiavelli in Imola erstmals direkt mit Cesare Borgia. Am 23. Oktober beurteilte er ihn in einem Brief nach Florenz: „… Was seinen Staat betrifft, den ich aus der Nähe zu studieren Gelegenheit hatte, so ist er ausschließlich auf Glück (fortuna) aufgebaut. Das heißt, seine Macht beruht auf der sicheren Meinung, dass ihn der König von Frankreich mit Truppen unterstützt und der Papst mit Geld.“Am 31. Dezember lud Cesare Borgia seine Gegner unter dem Vorwand der Versöhnung nach Senigallia; alle kamen. Zwei ließ er sofort erwürgen, zwei behielt er als Geiseln und rief gleich darauf mitten in der Nacht Machiavelli zu sich, der sich vom „übermenschlichen Mut“ beeindruckt zeigte und das Geschehen später schriftstellerisch überhöht schilderte, wodurch es „Ewigkeitswert“ erhielt.Am 18. August 1503 starb der Papst; die Macht seines Sohnes Cesare Borgia schrumpfte, obwohl er weiterhin von Frankreich unterstützt wurde. Der neu gewählte Papst Pius III. starb knapp vier Wochen nach seiner Ernennung. Daraufhin wurde Machiavelli Ende September von der Signoria nach Rom zur Papstwahl geschickt, wo er mit allen Mächtigen seiner Zeit Gespräche führte. Am 1. November 1503 wurde Julius II. zum Papst gewählt, weil er nach Machiavellis Ansicht den „Wählern das Blaue vom Himmel herunter versprochen [hatte], und zwar jedem das, was er am meisten wünschte“; Cesare Borgia wurden die Romagna mit der Festung Ostia und die Leitung der Truppen des Papstes versprochen. Mitte November wurde Cesare Borgia dort gefangen genommen und erpresst, wie Machiavelli „[m]it unüberhörbarem Behagen“ berichtete. Nachdem die Spanier am 28. Dezember 1503 überraschend die Franzosen in einer Schlacht geschlagen hatten, wurde Machiavelli am 19. Januar 1504 zum französischen König Ludwig XII. geschickt und blieb dort bis zum Waffenstillstand im Februar 1504. Der Kampf um das abtrünnige Pisa beschäftigte die Stadt Florenz weiter. Da Söldner nach Machiavellis Auffassung (erhärtet in bitteren eigenen Erfahrungen mit Söldnerführern) generell unzuverlässig und allein auf ihre eigenen Interessen bedacht seien, schuf Machiavelli ab 1506 ein Heer nach römischem Vorbild, in dem Florentiner Bürger und Bauern dienen mussten. Machiavelli schrieb: „… ihr werdet es noch sehen, welchen Unterschied es ausmacht, Bürger-Soldaten nach Tüchtigkeitsauslese und nicht nach Korruption zu bekommen.“ Nach Volker Reinhardt wollte Machiavelli damit das Gemeinwesen grundlegend umwandeln und statt Patronage Leistung und Verdienst zur Grundlage machen. Durch diese Reformen bekam Machiavelli ein neues Amt im Magistrat; er leitete ohne zusätzliches Gehalt die Militärbehörde. Ihm oblag die Kriegsführung ebenso wie vor allem die Aufstellung, Ausbildung und Versorgung der neugegründeten Miliz, von der er sich das politische Überleben und den Aufstieg der Republik Florenz versprach. Die Aristokraten der Stadt waren über diese sonst allgemein anerkannte Bürgermiliz nicht erfreut, wie Maurizio Viroli urteilt, etwa Alamanno Salviati, einer der Führer der aristokratischen Opposition gegen Piero Soderini. Von August bis November 1506 wurde „der Menschen-Erforscher“ Machiavelli zu Papst Julius II. nach Rom geschickt, um sich und der Stadt Florenz ein Bild vom Papst und seiner Ziele zu machen. Machiavelli beschrieb ihn wie folgt: „Wer sein Wesen gut kennt, weiß, dass er zur Heftigkeit und Überstürzung neigt und dass diese Überstürzung, Bologna zurückzuerobern, die am wenigsten gefährliche Überstürzung sein wird, zu der er neigen wird“; der Papst strebe also nichts anderes als die Vorrangstellung in Italien an. Machiavelli wurde am 19. Juni 1507 zum Geschäftsträger der Republik beim späteren römisch-deutschen Kaiser Maximilian I. gewählt, was wenige Tage darauf auf Druck von Aristokraten zurückgenommen wurde, da der Sohn eines verarmten Anwalts ihnen nicht standesgemäß schien. Stattdessen schickte man Francesco Vettori, der aber nicht die üblichen, geforderten Berichte an Piero Soderini lieferte. Machiavelli war über die Entscheidung bitter enttäuscht. Er fühlte sich betrogen und zurückgesetzt. Am 17. Dezember machte sich Machiavelli dann doch im Auftrag der Stadt nach Südtirol auf und traf am 11. Januar 1508 in Bozen beim Kaiser ein. Aus der folgenden Zusammenarbeit mit Vettori entstand eine lebenslange Freundschaft. Machiavellis Aufgabe war es, dem Kaiser Florenz zu erklären; unlösbar für ihn, da Maximilian offenbar selbst nicht klar war, was er wollte. Machiavelli blieb bis zum Frühjahr beim Kaiser und verfasste darüber Berichte, unter anderem Politischer Zustand Deutschlands im Anfang des 16. Jahrhunderts. Die Eindrücke der Reise über die Schweiz nach Deutschland reflektierte er und kam zu dem Ergebnis, die Schweizer genössen „ohne jeden Unterschied des Ranges – mit Ausnahme derer, die als gewählte Amtsträger tätig sind – eine wirkliche freie Freiheit“, im Gegensatz zu Florenz, wo es seiner Meinung nach „eine unfreie Freiheit“ gab, die nicht nach persönlichem Verdienst, sondern nach Familie ging. Damit kehrte Machiavelli laut Reinhardt eine jahrhundertealte Werteordnung um: Die Schweizer und Deutschen seien nicht mehr Barbaren, sondern Vorbild für Italien. Im Februar und März führte Machiavelli seine Bauernmiliz nach Pisa, das am 8. Juni 1509 nach kurzem Kampf kapitulierte. Pisa wurde nach Ansicht Machiavellis für seinen langjährigen Widerstand nicht genügend bestraft, so dass es sich bei nächster Gelegenheit wieder erheben würde. Dennoch war der triumphale Sieg über Pisa der größte politische Erfolg Machiavellis, der ihm jedoch nur kurz gedankt wurde. Er selbst musste nach Verona, während Luigi Guicciardini, ein Patrizier, seinen deutlich prestigeträchtigeren Auftrag in Mantua übernahm, was Machiavelli als „unerträgliche Herabwürdigung“ betrachtete. Mit Leonardo da Vinci arbeitete er in seiner Zeit in Florenz eng zusammen. So waren beide am Hofe Cesare Borgias, der von da Vinci gemalt wurde. Um Pisa zu besiegen, wurde erwogen, einen Kanal zu bauen, um den Arno umzuleiten und auf diese Weise Pisa vom Meer abzuschneiden. An diesem Kriegsprojekt war da Vinci als Naturforscher und Zeichner beteiligt. Er malte ein Bild über die Schlacht von Anghiari, und Machiavelli beschrieb diese Schlacht in den Florentiner Geschichten. Dirk Hoeges geht davon aus, dass Machiavelli durch die Zusammenarbeit mit da Vinci lernte, dass Erfahrungswissen (Empirie) eine sicherere Quelle ist als das bisher übliche Wissen der Humanisten. Laut Hoeges machte Machiavelli zur Grundlage von Der Fürst die Erfahrung, „die über die Dauer vieler Jahre zur kompetenten Wahrnehmung der Wirklichkeit geführt hat.“ Florenz geriet 1510 zwischen die Fronten im unerwarteten Konflikt zwischen Papst Julius II. und dem französischen König Ludwig XII. Machiavelli wurde daraufhin nach Lyon geschickt, wo er am 7. Juli 1510 eintraf. Traditionell hatte Florenz ein Bündnis mit dem französischen Hof, wollte es sich aber nicht mit dem Papst verscherzen. Florenz war in einer schwierigen Position zwischen den Blöcken, die beide Unterstützung verlangten und beide ungleich stärker waren. Dieser Konflikt war nicht auflösbar, so dass Machiavelli bis zum September dort bleiben musste, ohne eine diplomatisch „klare Linie“ zu finden. So schickte er, was sehr ungewöhnlich war, seine Berichte ohne jegliche Kommentare nach Florenz. In ihnen schätzte er die kommende politische Weltmachtstellung des mit dem Papst verbundenen Spanien völlig falsch ein. Florenz entschied sich für Frankreich und gegen den Papst. Volker Reinhardt urteilt, „die Macht der Tradition“ habe hier in einer Krisenlage „auch in einem so unkonventionellen Geist“ gewirkt; zudem sei er zum „Gefangenen seiner eigenen Dogmen“ geworden: „Spanien zählte nicht, weil es sich von den ewig gültigen Vorbildern des alten Roms entfernt hatte.“Im Oktober 1510 erkrankte der greise Papst schwer, erholte sich aber schnell wieder. Wäre der Papst zu dem Zeitpunkt gestorben, hätte Machiavelli seine Hauptwerke vermutlich nie geschrieben. In dem Machtkampf lud Ludwig XII. zu einem Konzil nach Pisa zum 1. September 1511 ein. Pisa gehörte zu Florenz und stimmte dem Konzil zu, womit Florenz sich endgültig die Feindschaft des Papstes zuzog. Der Papst berief daraufhin selbst zu einem Konzil nach Rom in den Lateran ein. Im Mai 1511 wurde Machiavelli nach Monaco geschickt. Die Mission verlief ergebnislos, sticht aber aus den zahlreichen Missionen Machiavellis insofern heraus, als er während dieser Mission ausdrücklich als Botschafter bezeichnet wurde.Im September 1511 wurde Machiavelli angesichts der ungeklärten Lage wieder zum französischen König geschickt. Sein Auftrag war zu erreichen, dass das kompromissverhindernde Konzil in Pisa entweder abgesagt oder verlegt würde, oder dass mindestens die anreisenden Kardinäle nicht über Florenz reisen würden, um den Papst nicht weiter zu provozieren. Aber die Reise war erfolglos. Der Papst verhängte sogar ein Interdikt über Florenz. Am 4. Oktober 1511 wurde Machiavelli zur Rückkehr abberufen. Die Situation in Florenz wurde immer prekärer, da Ferdinand II. und die Republik Venedig mit dem Papst eine Heilige Liga bildeten. Deswegen wurde Machiavelli im November 1511 als Quartiermeister mit 300 Fußsoldaten seiner Miliz nach Pisa geschickt. Die Pisaner hatten den angereisten Kardinälen bisher eine standesgemäße Begrüßung verweigert. Er sollte dies nachholen und die Kardinäle dazu bewegen, das Konzil anderswo fortzusetzen. Danach musste er Soldaten anwerben, da Florenz sich auf einen Krieg mit dem Papst vorbereitete. Im selben Monat hob der Papst das Interdikt wieder auf; die Kardinäle reisten von Pisa nach Mailand. Der florentinische Kardinal Giovanni de’ Medici, der spätere Papst Leo X., gewann in Rom immer mehr Einfluss. Es schien so, dass eine Übereinkunft mit dem Papst zustande kommen würde. Trotzdem stand Piero Soderini weiter zum französischen König. Man schickte Antonio Strozzi als Botschafter nach Rom, um die Lage zu sondieren. Im Februar 1512 eroberten französische Truppen Brescia und besiegten am 11. April trotz vieler Gefallener auf eigener Seite die Truppen der Heiligen Liga bei Ravenna. Kardinal Giovanni de’ Medici geriet in Gefangenschaft, konnte aber kurz darauf durch Glück nach Rom fliehen. Da Florenz weiter im Alarmzustand war, erhielt Machiavelli immer wieder Aufträge für militärische Missionen, um Soldaten auszuheben und Festungen zu inspizieren.Am 13. Juni 1512 gewannen päpstliche Truppen Bologna zurück; Pavia wurde von den Schweizern erobert. Mailand wurde am 20. Juni eingenommen. Am 11. Juli 1512 versuchte der spanische Botschafter in Florenz, die Republik zum Beitritt zur Liga gegen Frankreich zu überreden. Doch das Staatsoberhaupt Piero Soderini setzte weiterhin auf die Franzosen. Am 30. Juli 1512 versuchte sich Florenz gegen ca. 30.000 Dukaten von Frankreich freizukaufen; wie Reinhardt urteilt, „Politik im schlimmsten Kaufmanns-Stil“, die Machiavelli schon gegenüber Cesare Borgias Dominanz ein Jahrzehnt früher versucht hatte. Mit diesem Kompromiss verärgerte man zusätzlich noch den französischen König. Am 22. August 1512 wurde Machiavelli von seinen militärischen Missionen zurückgerufen. Die päpstliche Allianz wollte unter spanischer Führung gegen Florenz vorgehen. Der spanische Heerführer Raimondo de Cardona bot Florenz an, gegen Zahlung von 30.000 Florin abzuziehen. Florenz lehnte ab; als aber am 29. August Prato erobert und grausam geplündert worden war, sah sich die Stadt gezwungen, die Summe an Spanien zu entrichten, um nicht wie Prato zu enden. Am 31. August wurde Soderini aus Florenz geführt; die Medici kehrten, vom spanischen Vizekönig geschützt, zurück. Kardinal Giovanni de’ Medici, sein Bruder Giuliano und sein Neffe Giulio übernahmen die Macht, verteilten Posten an ihre Gefolgschaft und entfernten diejenigen, denen sie misstrauten – darunter an prominenter Stelle Machiavelli. Er verlor seine Ämter (Jahresgehalt 200 Florin) am 7. November, ihm folgte Niccolò Michelozzi nach. Der Erste Kanzler, Marcello Virgilio Adriani, behielt dagegen wie die meisten Amtsträger sein Amt, bis er 1522 starb. Herfried Münkler sieht Machiavellis Amtsenthebung als Beleg für die politische Bedeutung, die die Medici ihm zusprachen. Drei Tage später, am 10. November 1512, verurteilte man Machiavelli dazu, 1000 Florin zu hinterlegen, die sein „künftiges Wohlverhalten“ sicherstellen sollten. Da er nicht genügend Kapital besaß, sprangen drei Freunde ein. Am 17. November wurde Machiavelli verboten, den Regierungspalast zu betreten, obwohl noch öffentliche Gelder in seinem Besitz waren und er diese dort abrechnen musste; dabei wurde kein Fehlbetrag gefunden, was für Volker Reinhardt dafür spricht, dass Machiavelli den „Ruhmestitel“, „unbestechlich zu sein“, zu Recht führte. Die wiederhergestellte Herrschaft der Medici blieb nicht unbestritten. Verschwörer um Agostino Capponi und Pietropaola Boscoli konspirierten gegen die Medici und erstellten im Februar 1513 eine Liste, in der sie Gegner der Medici nannten; auf Platz sieben stand Machiavelli. Er war nicht zuhause, als die Staatspolizei ihn aufsuchte, stellte sich aber kurz darauf. Wie damals üblich, wurde Machiavelli bei den Verhören gefoltert und sechsmal ohne Ergebnis ,aufgehängt‘; Capponi und Boscoli richtete man am 23. Februar hin. Am 11. März 1513 wurde Giovanni de’ Medici zum Papst gewählt und nannte sich Leo X. Dies wurde in Florenz gefeiert und die Gefangenen amnestiert, so dass Machiavelli am 12. März wieder frei war. Für Volker Reinhardt „ist es äußerst unwahrscheinlich, dass er [Machiavelli] sich in das dilettantische Komplott von Februar 1513 verwickeln ließ.“ Machiavelli war von der Niederlage der florentinischen Republik – mit der sein persönliches Scheitern einhergegangen war – tief getroffen. Er reflektierte den Fall der Republik Florenz in einem Brief, den er an eine anonyme Adlige richtete, und kritisierte seinen politischen Führer Soderini scharf. Nach Machiavelli war Piero Soderini „ein Gefangener seiner Illusionen“. Einige Wochen später kritisierte Machiavelli in einem Brief an Piero Soderini, der nach Siena ins Exil gegangen war, in den Worten von Volker Reinhardt, dass Soderini „das Grundgesetz der Politik, dass der Zweck die Mittel heiligt, nicht nur verkannt, sondern in sein ängstliches Gegenteil verkehrt hat. Er wollte es zu vielen recht machen und hat darüber die erste Pflicht des Staatsmanns, den Staat um jeden Preis zu erhalten, vernachlässigt.“ Eigene politische Fehler sah und analysierte er dabei nicht.Des Weiteren schrieb Machiavelli drei Sinngedichte zum Fall von Florenz. Eines ist Giovanni Battista Soderini, einem Neffen Piero Soderinis, gewidmet und handelt von der Glücksgöttin Fortuna. Machiavelli kommt in dem Gedicht zu dem Schluss, dass Fortuna „über ihre Feinde Schande und Elend ausbreiten“ kann, aber „die Gesetze der Politik kann sie nicht verändern.“ Denn: „Der perfekt geordnete Staat kann das launische Glück ausschalten.“ Das zweite Gedicht Von der Gelegenheit ist Filippo de’ Nerli gewidmet: Wer virtù hat, nutzt die Gelegenheit (occasione), ohne Reue zu zeigen. Das dritte Gedicht Über die Undankbarkeit, gewidmet Giovanni Folchi, hat auch einen persönlichen Bezug: Machiavelli, der Reformer, erntet seiner Meinung nach nur Undank durch Neid und Missgunst seiner Florentiner Mitbürger. In den folgenden Jahren wohnte er mit seiner Frau und den mittlerweile sechs Kindern auf seinem kleinen Landgut, das Albergaccio in dem Dorf Sant’Andrea in Percussina 15 Kilometer südwestlich von Florenz. Machiavelli ertrug es nicht mehr, tatenlos in Florenz zu leben, da er bei den Medici nicht mehr gefragt war. Innerhalb eines halben Jahres nach seiner Folter schrieb er sein berühmtestes Werk Il Principe 1513. Der ursprüngliche Titel hieß De principatibus (Von den Fürstentümern) und „ist ein sprachliches Täuschungsmanöver, das die Humanisten lächerlich machen soll.“ Die Kapitelüberschriften sind lateinisch verfasst, der Text aber in der toskanischen Volkssprache, dem heutigen Italienisch. Machiavelli versuchte in der Zeit seiner allmählich gelockerten Verbannung, durch politische Dienste und Schriften in Ämter und Würden zurückzukehren. Dieses Bestreben bestimmte den Rest seines Lebens. Machiavelli unternahm einige Geschäftsreisen (1516 Livorno, 1518 Genua, 1519 und 1520 Lucca). In dem Memorandum Über die Angelegenheiten von Lucca schrieb er, dass die Verfassung für Florenz „vorbildlich sein sollte“, da die Mitglieder der Stadtregierung nicht über zu viel persönliche Macht verfügten und der Große Rat kontrolliert wurde. Wer dort zehn Mal notiert wurde, musste tatsächlich gehen. Schon in der Discorsi schrieb Machiavelli, dass „die republikanischen Grundwerte … bei der breiten Masse besser geschützt“ würden als bei den einflussreichen Familien. Nach dem frühen Tod Lorenzo de’ Medicis am 4. Mai 1519 veranstaltete der Kardinal Giulio de’ Medici (später Papst Clemens VII.) „ein regelrechtes Brainstorming“ über die Zukunft der Stadt Florenz. Machiavelli beteiligte sich mit der Denkschrift Abhandlung über die florentinischen Angelegenheiten nach dem Tod Lorenzo de’ Medicis. Machiavelli empfahl dem Kardinal, nach einer Analyse der Geschichte der Stadt, dass die Medici zunächst an der Macht bleiben sollten, es solle aber „einen engen Rat der 65, einen mittleren Rat der 100 und einen großen Rat der 1000“ geben: Ersterem solle die Exekutive obliegen, dem dritten die Legislative und dem mittleren eine Scharnierfunktion. Nach dem Ableben der Medici solle alle Macht an die Räte gehen. Machiavelli war sich sicher, dass die verbliebenen Medici nicht mehr lange leben würden, da 1520 nur zwei zehnjährige illegitime Kinder, Alessandro de’ Medici und Ippolito de’ Medici, für die nächste Generation der Medici zur Verfügung standen. In dieser bahnbrechenden Schrift, für Reinhardt einem „unerhörten Memorandum“, zog Machiavelli den praktischen Nutzen aus seiner Schrift über die Fürstentümer. Für eine derartige, revolutionär wirkende Offenheit gab es nicht nur kein Vorbild, Machiavellis Menschenbild der ambizione und der avarizia sprach selbst dagegen, dass die Medici freiwillig mit Blick auf ihr zu erwartendes Ableben präventiv auf die Macht verzichteten. Auch das von ihm verfasste „Gesetz der Geschichte“ sprach dagegen. In seiner Rolle als „Außenseiter […] quer zu den Mächtigen und außerhalb aller einflussreichen Zirkel“ hatte Machiavelli nichts mehr zu verlieren; tiefer als im Jahr 1519 konnte Machiavelli nicht mehr fallen. Zu gewinnen hatte er durch solche schonungslosen Betrachtungen aber auch nichts. Die beiden Medici setzten nichts von Machiavellis Vorschlägen um und förderten auch keinen Neuanfang seiner Karriere. Im Mai 1521 wurde Machiavelli vom Amt für öffentliche Angelegenheiten in Florenz nach Carpi (bei Modena) geschickt, um einen Fastenprediger auszusuchen. Die Mission war erfolglos, aber Machiavelli berichtete in zynischen Briefen von seiner Reise. Dadurch verlor er Reputation bei den Regierenden und den eigenen Glauben an die Wirksamkeit seines Rates. Am 1. Dezember 1521 starb Leo X. mit 46 Jahren. Wie von Machiavelli erwartet und mit wenig Feingefühl veröffentlicht, blieb den Medici neben den beiden jungen unehelichen Söhnen nur noch der Kardinal Giulio de’ Medici, der nun erneut aufrief, Ideen zu sammeln, wie es mit Florenz weitergehen solle. Machiavelli nahm auch diesmal kein Blatt vor den Mund und forderte „eine Republik zu schaffen, die sich auf den gemeinsamen Nutzen aller Bürger gründete:“ Nach Machiavelli sollte es einen Großen Rat geben mit „umfassenden Kompetenzen, Gesetze zu erlassen“; einen mittleren Rat „mit hundert Mitgliedern, die sich um Steuern und Finanzen kümmern“ und „zehn frei gewählte «Reformer»“ sollen zusammen mit dem Kardinal Giulio de’ Medici alles Weitere regeln, durften jedoch die Rechte des Großen Rates nicht antasten, und ihre Vollmacht war auf ein Jahr beschränkt. Damit war das Ende der Medici für Machiavelli besiegelt. Im Juni 1522 wurde der Niederländer Adriaan Florisz d’Edel zum Papst Hadrian VI. gewählt. Hadrian VI. versuchte in Rom Reformen durchzusetzen und verschaffte sich viele Feinde; als er am 14. September 1523 starb, trauerten wenige Kardinäle. Am 19. November wurde der letzte Medici Kardinal Giulio de’ Medici zum Papst Clemens VII. ernannt. Machiavelli war sicherlich verzweifelt darüber, wie viel Glück die Medici hatten. In Florenz wurde einer der beiden unehelichen Söhne, Alessandro de’ Medici, als Stellvertreter von Kardinal Giulio de’ Medici benannt. Da Alessandro erst zwölf Jahre alt war, wurde Kardinal Silvio Passerini (* 1469, † 20. April 1529) als Florentiner Sachwalter bestimmt; die von Machiavelli favorisierte Republik führten die Medici nicht ein. Machiavelli blieb wenig übrig, als sich mit der Präsenz der Medici zu arrangieren. Im Auftrag Kardinal Giulio de’ Medicis schrieb Machiavelli die Geschichte von Florenz (Istorie Fiorentine) und erhielt dafür 100 Florin. In dem Werk beschrieb er die Medici positiv, äußerte aber – nach Volker Reinhardt – unterschwellige Kritik: Im März 1525 war die Istorie Fiorentine bis zum Jahr 1492 fertig. Weiter wagte Machiavelli nicht zu schreiben und fürchtete, beim jetzigen Papst vollends in Ungnade zu fallen, wenn er seine Sicht unverschlüsselt schreibe. So wählte Machiavelli einen Mittelweg. Er lobte scheinbar Cosimo de’ Medici (1389–1464) und stellte ihn als perfekten Fürsten dar, aber er stellt ihn auch als Paten von Florenz dar, da dank seines Geldes alle von ihm abhängig waren. Cosimo befriedete Florenz, lähmte aber gleichzeitig den Ehrgeiz. Dadurch erstickte er den Antrieb bei den Bürgern, selbstständig zu sein. Außerdem stiegen die Anhänger der Medici in Florenz auf und nicht die Besten, was die Medici, nicht aber den Florentiner Staat stärkte.Machiavelli schrieb dieses Geschichtswerk inhaltlich im Gegensatz zu den bisher üblichen – moralisch wertenden – Werken, da er die eigentlichen, pessimistisch eingeschätzten Triebkräfte menschlichen Handelns in der Geschichte beschrieb. Nach Reinhardt ging es Machiavelli darum, „hinter die Fassaden der Propaganda zu blicken und die Kräfte aufzuzeigen, die ungerechte Sozial- und Staatsordnungen zusammen hielten: Täuschung und Gewalt auf der Seite der Mächtigen, Angst und Aberglaube bei den Unterdrückten.“So berichtet Machiavelli in der Istorie Fiorentine vom Aufstand der rechtlosen Wollarbeiter (Ciompi-Aufstand) 1378. Ihre Forderungen waren nach Machiavelli unter anderem, eine eigene Zunft zu bekommen und einen Anteil an den Ämtern in Florenz. Der Aufstand scheiterte nach Machiavelli deshalb, weil die Solidarität der Wollarbeiter nicht groß genug war und sie den Aufstand aus Furcht vor Strafe nicht bis zum Ende durchzogen, also nicht ausreichend Entschiedenheit bewiesen. Machiavellis Auffassung nach hätten die Wollarbeiter „dafür sorgen [müssen], dass [sie] für das, was [sie] in den letzten Tagen getan haben, nicht bestraft werden können. […] denn wo viele die Gesetze übertreten, wird niemand belangt.“ Machiavelli hielt damit den passiven Florentinern den Spiegel vor: „Alle Macht ist Raub und all ihre Rechtfertigung pure Ideologie.“Machiavelli übergab das Werk im Mai 1525 dem Papst Clemens VII. Er gab Machiavelli dafür 120 Golddukaten aus seinem persönlichen Vermögen. Am 11. oder 12. Juni verließ er Rom und erreichte Faenza am 21. Juni. Im Auftrag des Papstes sollte Machiavelli mit Francesco Guicciardini über das Verhalten der Italiener gegenüber Karl V. sprechen. Machiavellis Idee, die Romagna militärisch aufzurüsten, wurde aber von Guicciardini und dem Papst abgelehnt, so dass Machiavelli am 26. Juli nach Florenz abreiste. Während dieser Zeit schloss er Freundschaft mit Guicciardini. Im August 1525 reiste Machiavelli im Auftrag der florentinischen Wollzunft nach Venedig, um einen Konflikt zwischen Kaufleuten zu lösen. Am 22. Mai 1526 wurde die Liga von Cognac gegründet, da sich der Konflikt des Papstes mit Kaiser Karl V. verschärfte. Im Frühjahr bekam Machiavelli vom Papst den Auftrag, die Verteidigung von Florenz zu verstärken, unterstützt durch Pedro Navarro. Machiavelli war, wie zu seiner Zeit als Zweiter Kanzler, wieder im Palazzo Vecchio aktiv.Im Auftrag von Florenz – im Lager des Medici-Papstes – reiste Machiavelli zu Francesco Guicciardini, im September 1526 in die Romagna und am 30. November 1526 nach Modena. Florenz verhielt sich wieder passiv, statt, wie Machiavelli, der keine kaiserliche und deutsche Präsenz in Italien wollte und lieber die Medici ertrug, es vorschlug, die Entscheidungsschlacht zu suchen. Die Uneinigkeit der Italiener begünstigte die Eindringlinge. Das kaiserliche Heer überquerte den Apennin, aber Florenz wurde nicht erobert und geplündert, sondern am 6. Mai 1527 Rom (Sacco di Roma). Der Papst flüchtete erst in die Engelsburg und einem Gerücht zufolge danach nach Civitavecchia. Dorthin wurde Machiavelli geschickt, um die Flucht des Papstes mit dem Schiff zu organisieren; am 22. Mai 1527 schickte er von dort einen Brief an Guicciardini, der Machiavellis letzte bekannte Schrift ist.Nach dem Fall Roms endete auch die Zeit der Medici in Florenz. Nach einer erfolgreichen Rebellion gegen die „verhassten Medici“ wurde die Republik ausgerufen und die frühere Verfassung am 16. Mai 1527 wieder in Kraft gesetzt. Daraufhin bewarb sich Machiavelli um eine Sekretärsstelle, erhielt aber wegen seiner scheinbaren Nähe zu den Medicis auf der Sitzung des Großen Rates am 10. Juni 1527 nur 12 gegen 555 Stimmen. Stattdessen wurde Francesco Tarugi zum Zweiten Kanzler gewählt. Elf Tage darauf, am 21. Juni 1527, starb Machiavelli an einem Magenleiden. Sein Grabmal befindet sich in der Kirche Santa Croce in Florenz. Ein britischer Bewunderer ließ 300 Jahre nach dem Tod folgende Inschrift anbringen: TANTO NOMINI NULLUM PAR ELOGIUM – ,Solchem Namen ist kein Lobesspruch ebenbürtig‘, darunter Name und Sterbedatum: OBIT AN. A. P. V. M D X X V I I – OBIIT Anno A Partu Virginis MDXXVII – starb im Jahre nach der jungfräulichen Geburt 1527. Machiavellis politisches Vermächtnis findet sich in seinen vier Hauptwerken. Dazu gehören neben seinem bekanntesten Buch Il Principe (Der Fürst) von 1513, das erstmals 1532 posthum erschien, die Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio (Abhandlungen über die ersten zehn Bücher des Titus Livius), die er von 1513 bis 1517 schrieb und die 1532 veröffentlicht wurden, sowie seine 1521 verfasste Istorie fiorentine (Geschichte von Florenz) und sein im selben Jahr entstandenes Werk Dell’Arte della guerra (Von der Kriegskunst). Es gibt große Widersprüche zwischen den einzelnen Schriften Machiavellis. So handeln die Discorsi eher vom Aufbau und den Vorteilen einer republikanischen Verfassung, während Il Principe sich mit Alleinherrschaft und den damit verbundenen machtpolitischen Überlegungen beschäftigt. Diese Widersprüche lassen sich jedoch auflösen, wenn man alle seine Werke betrachtet; so schreibt sein Biograph Dirk Hoeges: „Das Mißverständnis, dem er von Beginn an ausgesetzt ist, resultiert aus seiner Reduzierung auf den Politiker und auf den Autor des «Principe»; erforderlich aber ist der Blick auf sein Gesamtwerk und die Einsicht in den untrennbaren Zusammenhang aller seiner Teile zum Verständnis jedes einzelnen.“