Über die Shoah, den Nationalsozialismus und den Stalinismus
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Aber darf man den Rassentotalitarismus und den Klassentotalitarimus miteinander vergleichen? Der Vergleich ist dann nicht zulässig, wenn man seine Aufmerksamkeit allein auf die Ideologien richtet. Lenkt man sie auf die Opfer, drängt sich der Vergleich geradezu auf, trotz aller Unterschiede: Beide Ideologien entwerteten unverhohlen das jüdische Volk und das Judentum. In ihrer Sprache griffen die Ideologen auf Formulierungen zurück, die ihnen die jüdische Religion und Kultur vermittelt hatte: 'Das heilige Volk', von dem Hitler sprach, oder das kommunistische 'Paradies im Diesseits' dokumentieren, wie sehr sich die Demagogen des Vokabulars jener bedienten, die sie vernichteten. Die Einzigartigkeit der Shoah hat vielfältige Kulturen unwiederbringlich untergehen lassen, die sich durch nichts wieder verlebendigen lassen, außer durch die Erinnerung. Dem bedrückenden Thema zum Trotz macht Alain Besançon auch Mut. Er ruft auf, sich an die Opfer zu erinnern und das öffentliche wie private Gedächtnis zu schärfen und zu kultivieren. Denn das Leben ist, wie eine jüdische Weisheit besagt, kurz, aber die Erinnerung dauert unendlich.