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Der Alltag ist nicht grau

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Auch das ist ein Grund, warum man den Alltag zu einem „grauen Alltag“ macht. Viele Menschen ertragen es nicht, dass der Alltag „es“ macht — dass es von seinem Betrieb abhängt, wie sie „selbst“ etwas werden und was sie werden. Ohne dass sie es ahnen, kommt auch darin wieder eine paradoxe Konstruktion zum Ausdruck. Die Wucht der Alltagsformen ergänzt sich und reibt sich notwendig mit der Kultivierungs-Richtung, in deren Verwandlung wir uns über längere Zeit einbeziehen lassen und die wir dann „Persönlichkeit“ oder „Selbst“ nennen. Je nachdem, wieweit sie die Vielfalt der Alltagsformen abwehrt, die sie herausfordern, kann diese Verwandlungs-Richtung „gespenstisch“ und weltlos werden. Die Alltagsformen funktionieren, ohne dass wir immer daran „denken“ müssen. Zugleich beobachten wir, wie Menschen versuchen, immer in einer bestimmten (eigenen) Richtung weiterzugehen und wie sie die Angebote und Herausforderungen der Alltagsformen in dieser Richtung zu bestimmen suchen. Darin wird ein eigener Antrieb des Verwandlungs-Alltags spürbar: Wir erfahren die Beschaffenheit der verschiedenen Alltagsformen in besonderer Weise, indem wir zugleich versuchen, vereinheitlichende Verwandlungs-Richtungen (-Sorten) in der Vielfalt der Alltagsformen durchzusetzen. Durch diese Reibung einer bestimmten Kultivierungs-Richtung, die wir durchhalten wollen, mit den Alltagsformen heben sich deren Konturen deutlicher ab. Indem wir uns in einer Verwandlungs-Richtung zu behaupten suchen, verspüren wir die Angebote und den Widerstand der Alltagsformen — was wieder ein Anlass werden kann, den Alltag in grau und nicht-grau aufzuteilen.

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ISBN
9783516022124

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